Electronic Banking im Umbruch - Artikel in "DerTreasurer"

DerTreasurer: Electronic Banking im Umbruch

Für sehr viele Prozesse brauchen Treasurer Schnittstellen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Wahl der richtigen Schnittstellen kann herausfordernd sein. Von Gregor Opgen-Rhein

Als Payment Service Provider bieten Banken ihren Firmenkunden eine wachsende Zahl von digitalen Banking-Dienstleistungen an. Zu diesen gehören neben den operativen Services, wie der Abwicklung des Zahlungsverkehrs oder der Bereitstellung von Kontoinformationen für eigene und fremde Bankkonten, auch administrative Services, wie die Optimierung der Prozesse für KYC und die elektronische Kontoeröffnung (eBAM). Hinzu kommen neue Möglichkeiten zur Datenanalyse wie zum Beispiel eine Beneficiary Name Verification beziehungsweise ein IBAN-Name-Check für die Kontoverbindungen der Lieferanten und sonstigen Zahlungsempfänger.

Die Bereitstellung des Angebots erfolgt sowohl über klassische technische Schnittstellen wie File-Transfer-Verfahren (Ebics, MCFT, Host-to- Host oder Swift) als auch vermehrt über sogenannte Open-Banking-APIs.

Verschiedene Schnittstellen

Welcher dieser Schnittstellen gehört die Zukunft? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, welche Art von Dienstleistungen angeboten wird, ob die technischen Schnittstellen standardisiert sind und welche Kosten dafür anfallen.

Eine API- oder eine File-Transfer-Schnittstelle für sich allein bietet noch keinen Mehrwert. Entscheidend ist, welche Applikationen und Funktionalitäten auf diesen Schnittstellen aufsetzen. Hier sind Systemhäuser und Entwickler gefragt, die Schnittstellen und Datenströme in bestehende Anwendungen zu integrieren oder neue Anwendungen und Prozesse zu erstellen. Die neuen innovativen Angebote der Banken sowie die zunehmende Nachfrage der Unternehmen nach digitalen Lösungen sind der Treiber dieser Entwicklung.

Anwendungen  zur  Real-time-Verarbeitung und Fraud Prevention stehen dabei ganz oben auf dem Wunschzettel der Unternehmen. Eine  Real-time-Verarbeitung sollte durchgängig und systemübergreifend sein, und Entscheidungen etwa beim Whitelist Screening, dem Sanktionslisten-Screening oder der Cash Disposition sollten automatisierbar sein. Denn natürlich wird ein Cash Manager zukünftig nicht permanent vor einem Bildschirm sitzen und die ein- und ausgehenden  Zahlungsströme überwachen. Die zuständigen Mitarbeiter werden in diesen Szenarien nur noch per Push-Nachricht über vordefinierte Events informiert und können sich auf ihre Managementaufgaben konzentrieren.

Wann ist die Einbindung einer API sinnvoll und wann die Nutzung eines klassischen Kanals? Und lassen sich die beiden Technologien kombinieren? Entscheidend für die Beantwortung dieser Frage ist, ob das fachliche und technische Angebot der Bank beziehungsweise des Serviceproviders den Kundenbedürfnissen entspricht. Im Zeitalter der Digitalisierung steht bei Unternehmen der Wunsch nach Standardisierung und Automatisierung im Vordergrund, denn manuelle Tätigkeiten binden wertvolle Arbeitszeit.

Sind die Schnittstellen für typische Multibanking-Dienstleistungen wie die Zahlungsverkehrsabwicklung nicht bankenübergreifend standardisiert, stehen kostspielige bankenindividuelle Onboarding-Projekte an und die Flexibilität bei der Bankenauswahl leidet. In vielen Fällen kann ein Mehrwert aber auch mit einem nicht standardisierten Verfahren erzielt werden, sofern eine Aufgabe bereits mit Hilfe der Dienstleistung nur einer Bank oder eines Serviceproviders optimiert beziehungsweise digitalisiert werden kann, unabhängig davon, ob dies über eine klassische File-Transfer-Schnittstelle oder über eine API geschieht.

Entscheidend für den Erfolg neuer Services und der dahinterstehenden Technologie wird die enge Zusammenarbeit von Unternehmen, Banken und Serviceprovidern mit den Systemintegratoren sein, denn diese bereiten den Weg für die erfolgreiche Umsetzung der Zielsetzungen und Wünsche sämtlicher Partner.

„Electronic Banking im Umbruch“ in „Der Treasurer Printausgabe 2-2023