Mit der wachsenden Bedeutung des E-Commerce und der damit verbundenen Verlagerung der Vertriebs- und Einkaufsprozesse in Online-Shops und auf digitale Marktplätze werden „Digital Payments“ wie Kredit- und Debitkartenzahlungen, Paypal, Applepay, Amazonpay und Co. immer wichtiger – sowohl für die Sales- als auch für die Procurement-Abteilung. Dies umfasst neben Zahlungseingängen auch Zahlungsausgänge im C2B-Bereich und immer häufiger auch den B2B-Bereich. „Payment Experience“ und „Conversion Rate“ sind die neuen Auswahlkriterien.
Mit den digitalen Zahlungsarten betreten spezialisierte Payment-Service-Provider mit neuen Abwicklungs- und Kontensystemen und oftmals neuen Technologien den Markt. Neue Möglichkeiten der Vor- und Zwischenfinanzierung entstehen: –„Buy now pay later“ (BNPL) zum Beispiel wird zur interessanten, integrierten Funktion im Zahlungsprozess. Mit Open Banking APIs, Instant Payments oder auch der Zahlungsaufforderung Request to Pay bieten aber auch die Banken innovative Optionen zur Abwicklung von „Digital Payments“ über klassische Bankkonten an.
To Do´s für Treasurer
Spätestens bei der Frage der fachlichen, technischen und organisatorischen Einbindung der neuen Partner und Zahlungsarten in die bestehenden Zahlungs-, Dispositions- und Verbuchungsprozesse des Unternehmens muss das Treasury in die Planung einbezogen werden.
Die ein- und ausgehenden Liquiditätsflüsse und ein geändertes Zahlverhalten müssen in ihrer Gesamtheit und losgelöst von Provider und Zahlungsart vom Treasury über sämtliche Konten dargestellt und disponiert werden können. Der Zugriff auf neue Konten für Digital Payments erfolgt über neue technische Schnittstellen, häufig über sogenannte APIs. Da die darüber ausgetauschten Daten nicht den bekannten Formaten entsprechen, müssen sie erst aufbereitet werden, bevor es zur automatisierten Weiterleitung und Verbuchung in den ERP- und Treasury-Systemen kommen kann.
Der Treasurer fungiert zukünftig auch als Experte für Digital Payments, als Partner für die internen Fach- und IT-Abteilungen sowie die Auswahl der externen Lösungen und deren technische Einbindung und Anbindung an die Accounting- und Treasury-Systeme. Als Verwalter der Unternehmenskonten, der Kontovollmachten und Verfügungsberechtigungen verantwortet das Treasury sowohl die Konten bei Banken als auch die bei Payment-Service-Providern. Compliance-Anforderungen sind ganzheitlich umzusetzen und umfassen auch die Frage, welche Mitarbeiter für den Zugriff auf Paypal und Co. berechtigt sein sollen. Zudem liegt die Beurteilung und Vereinbarung der Kosten- und Gebührenstrukturen mit den Partnern und Dienstleistern in der Regel beim Treasury. Gerade die Gebührenmodelle spielen bei der Auswahl von passenden Zahlungsmethoden eine wesentliche Rolle, können aber aufgrund regulatorischer Vorgaben und des regional unterschiedlichen Angebots nicht immer wie mit Banken frei verhandelt werden.
Idealerweise steht dem Treasurer hierfür ein flexibel konfigurierbares digitales Ökosystem zur Orchestrierung sämtlicher Zahlungsflüsse und Stakeholder zur Verfügung, das sich an die diversen technischen Schnittstellen anbinden lässt, die Aufbereitung, Verarbeitung und Analyse der operativen Datenströme übernimmt, aber auch die Compliance-konforme Verwaltung der Konten erlaubt.
„Zahlungsverkehr im Wandel“ in „Der Treasurer Printausgabe 4-2022“